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AMPHIPOLIS - Eine wichtige Grabungsstätte in Nordgriechenland

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2017-11-30 2023-11-27 30.11.2017

Am Ostufer des Flusses Strymon (Nordgriechenland¹) liegt auf einer Anhöhe seit alters her eine Siedlung, deren Bewohner zum thrakischen Stamm der Edoner gehörten, die vor allem den Zugang zu den Gold- und Silberminen des Pangaion-Gebirges kontrollierten. Dieser Siedlungsplatz lag äußerst günstig auf dieser Anhöhe direkt an der Schleife des Strymon und war zu einem begehrten Ort geworden, vor allem wegen der Tatsache, dass der Strymon schiffbar war und die Entfernung zum Meer weniger als 5 km betrug. Darüber hinaus spielten natürlich die fruchtbaren Ebenen Thrakiens, die als Kornkammer und Anbaufläche für die Landwirtschaft dienten, ebenso eine wichtige Rolle wie die unmittelbare Nähe zum Pangaion-Gebirge mit seinen reichen Bodenschätzen. Daher verwundert es nicht, dass es schon früh Kolonialisationsversuche gab, einerseits durch das kleinasiatische Milet, andererseits durch das expandierende Athen. Diese Versuche blieben aber zunächst erfolglos, denn der Stamm der Edoner war noch relativ mächtig und konnte sich erfolgreich zur Wehr setzen. Allerdings vollzog sich vor allem in frühklassischer Zeit ein Wandel, nachdem die Kykladeninsel Paros im 6. Jh. v. Chr. die Kolonie Eion gegründet hatte, und zwar wegen der begehrten fruchtbaren Ebenen an der Strymonmündung. Eion wurde zwar zwischenzeitlich von den Persern besetzt, aber im Jahre 476 v. Chr. konnte sie von dem Athener Kimon für den Attisch-Delischen Seebund erobert werden. Das war für die Athener günstig, denn mit Eion besaßen sie eine Ausgangsbasis, um ins Hinterland vordringen zu können und letztendlich unter Führung des Atheners Hagnon im Auftrag des Perikles die neue Stadt „Amphipolis“ zu gründen, während noch in den Quellen des frühen 5. Jhs. v. Chr. der Ort als „Ennea Hodoi“ („Neun Wege“) aufgeführt ist. Das war 437 v. Chr., wie Thukydides (4, 102,4) berichtet und die Bedeutung des Namens damit erklärt, dass sie zum einen in einem Bogen des Strymon lag und zum anderen sowohl vom Land als auch vom Meer sichtbar war. Diese Stadt war jedoch in gewisser Weise eine Besonderheit, denn sie war keine echte Athener Kolonie, sondern hatte eine gemischte Bevölkerung – wir würden heute zu Recht von einer „multikulturellen Stadt“ sprechen, worin die Athener sogar eine Minderheit bildeten. Der überwiegende Teil der Bevölkerung bestand aus einheimischen Thrakern sowie „zu einem weiteren Teil aus einer nicht näher bestimmbaren Mischbevölkerung“. Wichtig für die Athener war zunächst einzig und allein die Tatsache, einen Stützpunkt in diesem Gebiet zu haben, um einerseits Zugriff auf das Pangaion-Gebirge zu bekommen und andererseits die fruchtbare Ebene nutzen zu können. Wegen der politischen Ereignisse in den Jahren nach 440 v. Chr. und der immer heftiger werdenden Auseinandersetzungen während des Peloponnesischen Krieges kam in Amphipolis noch nicht einmal eine stabile Verfassung in der neuen Polis zustande. Im Gegenteil, es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Spartanern, sogar zu einer Schlacht, in deren Verlauf die beiden Anführer Kleon und Brasidas starben. Wenn man den antiken Überlieferungen glauben darf, wurde der Spartaner sogar innerhalb der Stadt begraben und postum »zum zweiten Gründer« ausgerufen. Kurzum: Die Athener waren mit ihrem Vorhaben gescheitert und konnten Amphipolis nicht als Ausgangsbasis für weitere Maßnahmen nutzen. Dafür prägte Amphipolis fortan eigene Münzen, „deren beherrschende Thematik der Kult des Apollon und der Artemis Tauropolis ist“, wie die Archäologin Hertha Schwarz² formuliert, und es konnte sich in der Folgezeit zunächst mehr oder weniger geschickt zwischen den politischen Kräften der spätklassischen Zeit „hindurchlavieren“. Doch bereits vor der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. kam es in Amphipolis und damit auch in der Landschaft Thrakien zu einer politisch gravierenden Veränderung. Denn nun geriet die Stadt in den Bannkreis einer neuen Macht, und zwar der nach Osten vordringenden Makedonen. Amphipolis kam unter die Herrschaft des makedonischen Königreiches und wurde schließlich „eine der wichtigsten makedonischen Städte“ (H. Schwarz), „eine starke makedonische Festung und königliche Münzstätte“, wie S. Samartzidou bemerkt, die sich jedoch „eine gewisse Autonomie und seine demokratische Verfassung als Stadtstaat“ bewahren konnte, eine Stadt, deren Bevölkerung aus Bürgern, Handwerkern und Kaufleuten bestand, aber auch aus Bauern, die das fruchtbare Strymontal bewirtschafteten. Nach der Unterwerfung durch die Römer wurde Amphipolis dann sogar „Hauptstadt einer der vier autonomen Zonen, in die die Eroberer Makedonien 168 v. Chr.“ (S. Samartzidou) eingeteilt hatten. Zudem war Amphipolis eine wichtige Station an der berühmten Via Egnatia und erlangte in der frühen römischen Kaiserzeit den Status einer civitas libera, einer freien Gemeinde. Den Grabungsbefunden und den schriftlichen Quellen zufolge war Amphipolis trotz einiger Zwischenfälle bis zum Ende der römischen Kaiserzeit eine blühende Stadt und danach ein wichtiges frühchristliches Zentrum. Amphipolis wird einerseits als Stadt in der Provinz Makedonia erwähnt, anderseits 553 und 691 n. Chr. als Bistum genannt und auch noch in der 2. H. des 9. Jhs. n. Chr. als solches geführt.

Forschungen in Amphipolis

Erste systematische Untersuchungen in diesem Gebiet führten Ende des 19. Jhs. zur Entdeckung vor allem klassischer und hellenistischer Nekropolen durch den Franzosen P. Perdrizet. Inzwischen ist eine ganze Anzahl von Grabbauten bekannt, darunter makedonische Kammergräber mit Wandmalereien, außerdem reich ausgestattete Familiengräber und gemauerte Kistengräber mit Grabreliefs, die sicherlich der makedonischen Oberschicht zuzuordnen sind, und schließlich neben einer Reihe von einfachen Kisten- und Ziegelgräbern auch eine ganze Reihe römischer Gräber, sodass wir mittlerweile einen guten Überblick über die Grabentwicklung bis in die römische Zeit haben. Zu diesen archäologischen Hinterlassenschaften gehören auch die vielen Grabstelen, welche die Beziehungen der Stadt Amphipolis zu Athen und Attika belegen und daneben viele lokale Bildhauerprodukte unterschiedlicher Qualität präsentieren.

Erst vor kurzem gelang dort den Archäologen eine sensationelle Entdeckung. Sie legten ein Hügelgrab frei, das zwischen 325 und 300 v. Chr. datiert wird und demnach noch in die Alexanderzeit³ zu gehören scheint. Das Hügelgrab hat eine ungewöhnliche Größe, allein seine kreisrunde Umfassungsmauer ist 495 m lang und 4,5 m hoch. Es ist „aus Blöcken hellweißen Marmors von der Insel Thasos“ gebaut. Der Grabeingang wird von zwei Sphingen, deren Torso erhalten blieb, flankiert. Außerdem entdeckte das Archäologenteam unter der Leitung von Katerina Peristeri, der Leiterin der Antikenverwaltung von Serres, hinter den Sphingen eine Kammer mit einem Mosaikboden und „Fragmente einer Wandbemalung in den Farben Rot, Blau und Schwarz“, des Weiteren „zwei lebensgroße Karyatiden (…), die als Säulen fungierten“ und dazu drei „reich verzierte Architrave (…) mit roten und blauen Farbresten“. Darüber hinaus wurde eine weitere Grabkammer mit Fragmenten einer Tür aus Marmor, „dazu Nägel aus Bronze und Eisen“, entdeckt, des Weiteren „ein Bodenmosaik aus weißen, schwarzen, grauen, blauen, roten und gelben Steinen, 4,5 mal drei Meter groß“, das Hermes vor einem Streitwagen darstellt, gelenkt von einem bärtigen Mann. In der Bildkunst kann Hermes als Hermes Psychopompos auftreten und den Verstorbenen in den Hades begleiten, wie eine Malerei in dem Grab von Lefkadia aus dem 4. Jh. v. Chr. belegt. Obwohl Olga Pelagia, Professorin für Archäologie und Alte Geschichte an der Universität Athen, die Datierung ins ausgehende 4. Jh. v. Chr. anzweifelt und den Grabbau erst in die römische Zeit, frühestens ins 1. Jh. v. Chr., datieren möchte, hat der Grabbau eine große Bedeutung für Amphipolis. In diesem Grabtumulus entdeckten die Archäologen nämlich die Überreste von mindestens fünf Menschen, die hier bestattet wurden. Eine der Bestatteten war, wie Untersuchungen ergaben, zum Zeitpunkt ihres Todes rund 60 Jahre alt, zwei Männer hatten ein Alter zwischen 35 und 45 Jahren erreicht. Dazu kamen die Überreste eines Neugeborenen und „die Asche eines oder einer Erwachsenen, der oder die – anders als die anderen – eingeäschert worden war. Jan Osterkamp bemerkt in seinem Artikel außerdem, dass „die beiden Männer (…) offensichtlich durch Dolchstiche verwundet worden (waren)“. Genanalysen könnten vielleicht zur Klärung beitragen, obwohl es schwierig sein dürfte, „die für die Untersuchung notwendigen DNA-Spuren in ausreichender Menge zu extrahieren“, da Zähne und andere Knochenpartien der Toten fehlen. Also darf man gespannt darauf sein, ob die endgültige Frage, um wen es sich bei den Bestatteten handelt, gelöst werden kann. Es wird derzeit spekuliert, ob es sich bei den Verstorbenen um die ermordete Mutter Alexanders d. Gr. handeln könnte oder um andere Verwandte des Makedonenkönigs.

Zwischen 1918 und 1919 führte der griechische Archäologe S. Pelekides Grabungen in Amphipolis durch und entdeckte dabei die frühchristliche Basilika A. Nach einer längeren Unterbrechung wurden die archäologischen Forschungen in Amphipolis dann 1956 wieder aufgenommen. Sie dauern mit kurzen Unterbrechungen bis heute an. Dabei hatten die Ausgräber schon vor längerer Zeit mit systematischen Grabungen im ehemaligen Stadtgebiet begonnen und u. a. einige Abschnitte der insgesamt 7,5 km langen Stadtmauer mit Stadttoren aus verschiedenen Zeitstufen freigelegt, sodass der eigentliche Verlauf inzwischen gut bekannt ist. Die Stadtmauer umschloss das gesamte Stadtgebiet einschließlich der Akropolis und war sorgfältig aus einheimischem Porosstein erbaut. Die Ausgräber datieren die Stadtmauer in die klassische und frühhellenistische Phase. Außerdem konnte festgestellt werden, dass der innere Mauerring der Akropolis größtenteils beim Bau des modernen Dorfes abgetragen wurde. Gleichzeitig fanden die Archäologen beim Tor am Fluss Reste der von Thukydides erwähnten hölzernen Strymonbrücke, darunter die versteinerten Balken und Holzpfähle ihres stadtseitigen Fundaments. Diese Brücke stand zuerst isoliert und wurde dann 424 v. Chr. in die Erweiterungsmauer am Strymon mit einem eigenen, stark befestigten Tor an die Stadt angebunden. Darüber hinaus konnten die Archäologen auch einige Abschnitte der römischen Befestigung festlegen.

Natürlich gab es in Amphipolis zahlreiche Kultstätten und Heiligtümer, so wie es diese in jeder kleineren oder größeren Stadt in Griechenland gab. In ihnen wurden weibliche und männliche Gottheiten verehrt, z. T. wohl Lokalgottheiten, die teilweise aus Dämonenkulten hervorgingen und je nach Stadt unterschiedlich zu gewichten sind. In Amphipolis konnten die Ausgräber z. B. den Kult der Muse nachweisen, „eine der ersten in der Kolonie gegründeten Kultstätten“, wie S. Samartzidou betont, und Inschriften sowie Weihgeschenke der Artemis Tauropolos, deren Kult in der antiken Überlieferung zwar genannt ist, deren Kultstätte aber bislang nicht lokalisiert werden konnte. In hellenistischer und dann vor allem in der römischen Kaiserzeit erweiterte sich offenbar auch in Amphipolis die Palette der Kulte erheblich, wie die Grabungen inzwischen belegen. Kulte ägyptischer und orientalischer Gottheiten, wie der des Attis und der Kybele, fanden weite Verbreitung und sind auch in dieser Stadt durch Funde und besonders durch kleine, offene Weihbezirke inner- und außerhalb der Stadt nachgewiesen. Zu diesen gesellten sich Kulte weiterer Gottheiten und Heroen, zu denen in Amphipolis Asklepios, Athena, die Dioskuren und Herakles zu rechnen sind. Allerdings, so müssen wir etwas einschränkend bemerken, sind deren Kulte bislang nur durch Weihgeschenke und Inschriften nachgewiesen, nicht aber durch Heiligtumsanlagen. Das mag an der nur sporadisch stattfindenden Grabungstätigkeit liegen, sodass bis heute wesentliche Stadtbereiche in Amphipolis noch nicht archäologisch untersucht wurden. Wir wissen aber, dass der Flussgott Strymon ebenfalls verehrt wurde. Diese Bemerkungen über die Kultsituation in der Stadt können allerdings nur vorläufig sein, da von den sicherlich zahlreichen Heiligtümern und Kultstätten bisher nur wenige freigelegt und erforscht wurden. Hier ist noch Einiges zu erwarten!

Ähnliches trifft auch auf die öffentliche Bebauung der Stadt am Strymon zu. So können wir momentan unser Augenmerk nur auf das Gymnasion von Amphipolis richten, das von den Ausgräbern am Südhang der Akropolis vollständig freigelegt wurde und durch die zahlreich hier gefundenen Inschriften auch als solches identifiziert ist. Es hat die Form einer Palaistra, ist wohl im 3. Jh. v. Chr., also im Hellenismus, gegründet worden und wurde bis in die frühe Kaiserzeit genutzt, bis der Bau wohl im 1. Jh. n. Chr. gewaltsam zerstört wurde und dann ausbrannte. Danach wurde der Bau aufgegeben. Von diesem Komplex sind der Haupteingang mit einer monumentalen Treppe, ein rechteckiger Hof und verschiedene Räume erhalten. Der Hof war von Säulenhallen ummantelt und diente als Übungsplatz, allerdings auch als Aufstellungsort für Hermen, Inschriftentafeln und Statuen. In der Nordhalle entdeckten die Archäologen ein Gesetz aus der 2. H. des 1. Jhs. v. Chr., das eine Kodifizierung älterer Gesetze war und zugleich die sog. Ephebarchen, also die Ausbilder der Jünglinge, und deren Aufgaben miteinbezog. Zudem fanden sie an der Nordseite zwei Baderäume und in einem dieser Räume insgesamt vier Marmorbadewannen. Nördlich des Gymnasions legten die Archäologen dann eine Anlage aus Wasserbassins, Kanälen und Brunnen frei, die mit der Wasserversorgung und der Funktion des benachbarten Gymnasions zusammenhängt.

Nur spärliche Aussagen können wir bisher über die private Wohnbebauung der Stadt treffen, denn auch hier steht die Forschung erst am Beginn ihrer Untersuchungen. In einem ausgegrabenen Wohnhaus des 4. Jhs. v. Chr. sind die Räume um einen plattengepflasterten Innenhof mit Brunnen gruppiert und zeigen gewisse Ähnlichkeiten mit Olynth, ohne im Einzelnen diese näher beschreiben zu wollen. Darüber hinaus wurden auch in Amphipolis luxuriöse hellenistische und römische Wohnbauten entdeckt, die Wandmalereien, Mosaikfußböden und architektonischen Schmuck enthielten. Diese sagen sicherlich auch etwas über die gesellschaftliche Schichtung der Bevölkerung aus, doch müssen wir auch in diesem Fall angesichts des Publikationsstandes der Grabungen Zurückhaltung walten lassen. In einer römischen Villenanlage aus dem 2. oder vielleicht 3. Jh. n. Chr. sind z. B. Mosaikfußböden mit Darstellungen von Zeus und Europa, Poseidon und den Nymphen erhalten. Aus dem bisher Gesagten resultiert sodann die Bemerkung, dass wir kaum genaue Bemerkungen zum Stadtplan von Amphipolis machen können, da wir auch hier nur ein sehr fragmentarisches Stadtbild besitzen.

Die für uns wichtigsten Funde in Amphipolis stammen aus der Zeit des frühen Christentums. Die Hauptsehenswürdigkeit der Akropolis sind mehrere frühchristliche Basiliken mit ihren teilweise reich ausgestatteten Mosaikfußböden. Bemerkenswert ist die kleine, in die 2. H. des 5. Jhs. n. Chr. datierte Basilika C, deren drei Schiffe mit Mosaikböden ausgelegt waren. Im Mittelschiff sind geometrische Muster mit Spiralmäander und Flechtband zu erkennen, im südlichen Seitenschiff dagegen auch Tierabbildungen. Selbst das Atrium dieser Basilika ist mit Mosaikböden ausgestattet. Ebenso beeindruckend ist die Basilika A, die allgemein ins 6. Jh. n. Chr. datiert wird und über einem römischen Bad errichtet wurde. In ihrer Apsis ist noch die Synthrononanlage, die halbrunde Klerikerbank, erhalten. Darüber hinaus war auch die Basilika A reich ausgestattet, Reste eines marmornen Ambo und eines Ziboriums mit vier Säulchen aus grünlichem Marmor sind ebenfalls erhalten. Der zweistöckige Innenraum der Basilika A war durch je zehn Säulen gegliedert, die im unteren Bereich ionische Kapitelle, im oberen Bereich korinthische Kapitelle hatten. Teile des vielfarbigen Mosaikbodens mit teilweise figuralen Darstellungen konnten gleichfalls gesichert werden.

Der wohl bedeutendste bisher in Amphipolis entdeckte Kirchenbau wurde bei den Grabungsarbeiten zwischen 1976 und 1981 freigelegt und kann als „eine der wenigen Zentralbaukirchen Griechenlands“⁴ angesehen werden. Der Bau datiert ins 6. Jh. n. Chr. und lässt sich daher mit dem in Philippi freigelegten Zentralbau⁵ vergleichen. Er bildet in seinem Kern ein gleichschenkliges Sechseck aus Pfeilern und besitzt auf drei Seiten einen Umgang mit einem vielfarbigen Mosaikfußboden, der vom Innenraum jeweils durch je zwei doppelstöckige Säulen zwischen Pfeilern getrennt wurde. Sehr schön gestaltet sind die Kapitelle; sie zeigen Widder- und Vogelköpfe im unteren sowie Akanthusblätter mit Vögeln im oberen Bereich. Im Osten war der Innenraum zur Apsis hin geöffnet, die wiederum ihrerseits mit Seitenräumen versehen war. Im Westen lag ein Atrium mit einer zweigeschossigen Säulenstellung und einer reichen Ausstattung mit opus sectile.

Anmerkungen:

  1. D. Müller, in: S. Lauffer (Hrsg.), Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 1989, 109 f. s. v. Amphipolis (mit Lit.). St. Brenne, in: K. Brodersen (Hrsg.), Antike Stätten am Mittelmeer, Stuttgart 1999, 242 ff. s. v. Amphipolis (mit Lit.). S. Samartzidou, Amphipolis, in: Makedonen, die Griechen des Nordens. Katalog der Sonderausstellung 11.3. - 19.6.1994, Forum des Landesmuseums Hannover, Athen 1994, 57-59 (mit Lit.). https://de.wikipedia.org/wiki/Amphipolis. 
  2. H. Schwarz, Amphipolis, in: J. Nollé/H. Schwarz, Mit den Augen der Götter. Flugbilder des antiken und byzantinischen Griechenland. – Das Festland – . Mit Flugbildern von Georg Gerster, Mainz 2005 (= Sonderbände der antiken Welt. Zaberns Bildbände zur Archäologie), 5 f. Abb. 1.
  3. http://www.spektrum.de/news/amphipolis-grab-barg-fünf-tote/1328650. (Jan Osterkamp vom 20.1.2015). http://www.spektrum.de/news/das-grab-von-alexander-dem-grossen-oder-nicht/1313792. (Waltraud Sperlich vom 20. 10. 2014).  
  4. http://www.uni-leipzig.de/gwzo/wissensdatenbank/dokumente/Amphipolis.pdf (mit Literaturhinweisen).
  5. Neben der Basilika A (ausgehendes 5. Jh. n. Chr.) und der Basilika B mit ihrer mächtigen Zentralkuppel, die allerdings kurz nach Fertigstellung wieder einstürzte und danach nicht vollendet wurde, haben die Archäologen in Philippi noch einen weiteren wichtigen Kirchenbau freigelegt und erforscht: einen Oktogonbau des 5. Jhs. n. Chr., der offenbar über einer frühen Kirche des ausgehenden 4. Jhs. n. Chr. östlich der Agora erbaut wurde und damit zu den ältesten Kirchenbauten der Stadt zählt. Dieser quadratische Zentralbau des 5. Jhs. n. Chr. war reich ausgestattet und besaß in seinem Inneren ein kunstvoll gestaltetes Fußbodenmosaik. Nicht uninteressant ist die Lage dieses Zentralbaus in der Nähe des Bischofspalastes, außerdem über einem Heroengrab aus der hellenistischen Zeit, das möglicherweise im frühen Christentum als Verehrungsstätte des „heros ktistés“, des Gründers der Christengemeinde in Philippi uminterpretiert wurde. Somit stünde sogar die Überlegung im Raum, ob nicht dieser mehrmals veränderte Zentralbau sogar die Bischofskirche der Stadt sein könnte.